Die Tücken der Statistik / Kommentar von Ulrich Kraetzer zur Berliner Kriminalstatistik

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Berlin (ots) – Kurzform: Berlins Innensenator Geisel und die Polizei haben sich bisher vor allem auf schlagzeilenträchtige Themen gestürzt: Clan-Kriminalität, Anti-Terror-Kampf, “kriminalitätsbelastete Orte”. Das ist nicht zu kritisieren. Doch nun muss der nächste Schritt folgen. Denn Clans und Terroristen mögen für Aufmerksamkeit sorgen. Die meisten Berliner sind aber eher von der sogenannten Alltagskriminalität betroffen. Es ist Zeit, diese wieder stärker in den Blick zu nehmen.

Der vollständige Kommentar: Die Vorstellung der Kriminalstatistik ist ein alljährliches Ritual mit klarer Rollenverteilung: Innensenator und Polizeiführung legen den Fokus auf Zahlen, die für einen Rückgang der Kriminalität sprechen. Die Opposition stürzt sich dagegen auf Delikte, bei denen die Polizei einen Anstieg registrierte. So auch in diesem Jahr: “Weniger Diebstahl!”, freuen sich Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik. “Mehr Gewalt- und Sexualdelikte!”, kritisieren CDU, FDP und AfD. Ja, wie denn nun?
Die Kriminalstatistik, daran sei hier erinnert, beziffert die Zahl der Straftaten, die als solche erfasst wurden. Steigt diese aber nun, weil Kriminelle aktiver sind und die Polizei dem Kampf gegen das Verbrechen nicht gewachsen ist? Oder steigt sie, weil die Polizei wachsamer ist? Die Statistik gibt dazu keine Auskunft.
Mindestens zwei Entwicklungen erscheinen – bei aller Vorsicht – dennoch als Alarmzeichen. Da ist zum einen der deutliche Zuwachs bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hier muss die Polizei ergründen, worauf dieser zurückzuführen ist, und eine Gegenstrategie entwickeln. Viel aktiver muss die Behörde auch bei Betrügereien im Internet werden. Denn sie bringen arglose Menschen nicht nur um ihre Ersparnisse. Sie zerstören auch Vertrauen, den Kitt des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Miteinanders also.
Geisel und die Polizei haben sich bisher vor allem auf schlagzeilenträchtige Themen gestürzt: Clan-Kriminalität, Anti-Terror-Kampf, “kriminalitätsbelastete Orte”. Das ist nicht zu kritisieren. Doch nun muss der nächste Schritt folgen. Denn Clans und Terroristen mögen für Aufmerksamkeit sorgen. Die meisten Berliner sind aber eher von der sogenannten Alltagskriminalität betroffen. Es ist Zeit, diese wieder stärker in den Blick zu nehmen.

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Quelle:Die Tücken der Statistik / Kommentar von Ulrich Kraetzer zur Berliner Kriminalstatistik


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