Handball-Star Emily Bölk: “Wir sind in Deutschland nicht in der Luxussituation, uns nur auf den Sport konzentrieren zu können”

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Frankfurt am Main (ots) –

Die Nationalmannschaftskapitänin ist Kandidatin bei der Wahl “Sport-Stipendiat:in des Jahres” / Deutsche Bank und Sporthilfe vergeben Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und Studium / Top 5 in öffentlicher Online-Abstimmung unter sportstipendiat.de

Emily Bölk führt die deutsche Handball-Nationalmannschaft als Kapitänin an und gehört zu den Top-Spielerinnen der starken ungarischen Liga. Daneben studiert die 24-Jährige, die aus einer Handballfamilie stammt und inzwischen 77 Länderspiele absolviert hat, per Fernstudium den Bachelor BWL & Wirtschaftspsychologie – in einem Team aus Vollzeitprofis eine Rarität.

Emily, Du bist mitten im ersten Pandemie-Sommer vom Thüringer HC nach Budapest zum dortigen Spitzenteam gewechselt. Wie hast Du die Anfangszeit in Ungarn erlebt?

Das war eine sehr aufregende Zeit. Kurz nachdem ich Anfang 2020 bei Ferencváros unterschrieben hatte, brach die Pandemie aus. Da war lange unklar, ob ich überhaupt nach Ungarn einreisen kann oder ob meine Möbel mitkommen. Jede Woche hatte ich, typisch deutsch, 20 neue Fragen an den Verein, darüber amüsieren sie sich noch heute. (lacht) Aber es hat zum Glück alles mehr oder weniger gut geklappt und ich habe mich schnell eingelebt – auch wenn Corona ab Saisonstart schnell wieder die Hauptrolle gespielt und zu großen Einschränkungen geführt hat.

Was war die größte Herausforderung nach Deinem Wechsel?

Die ungarische Sprache ist sehr anspruchsvoll. Jetzt nach knapp zwei Jahren beherrsche ich die Basics und die Handball-Begriffe, auch Interviews versuche ich auf Ungarisch zu führen. Nach wie vor verstehe ich aber längst nicht alles. Vor einer wichtigen Entscheidung wie einem Vereinswechsel mache ich mir stets eine Pro- und Contra- Liste. Die Sprache war dabei das ärgste Hindernis, das ich mir ausgemalt hatte. Die größte Herausforderung war aber vermutlich Covid. Dass lange nur der Weg von der Halle nach Hause möglich war, man niemanden treffen konnte, die Familie und Freunde weit weg wohnen, war hart. Dabei lernt man sich selbst ganz neu kennen. Ich habe gemerkt, wie wichtig diese Dinge als Energiequelle für mich sind.

Dennoch hast Du Dich perfekt eingelebt, bist im ersten Jahr ungarische Meisterin geworden, wurdest in Budapest zur besten FTC-Spielerin der Saison und in Deutschland zum Publikumsliebling 2021 gewählt. Außerdem führst Du die Nationalmannschaft als Kapitänin an und die 2021/22 hast Du mit dem Gewinn des ungarischen Pokals beendet.

Ja, ich bin recht zufrieden. (lacht) Die ersten zwei Saisons im Ausland direkt mit zwei Titeln zu beenden, ist einfach unglaublich. Die Auszeichnungen sind zudem eine tolle Wertschätzung für mich persönlich und meine Leistungen. Bei der Nationalmannschaft hoffe ich, dass wir unseren Weg weitergehen und die positive Entwicklung auch nach dem Trainerwechsel fortsetzen.

Parallel studierst Du an der Euro FH im Fernstudium den Bachelor BWL & Wirtschaftspsychologie. Wie integrierst Du das Studium in Deinen Alltag?

An meiner Hochschule gibt es keine Semester, so dass ich monatlich Klausuren ablegen kann, wenn es terminlich passt. Das kommt mir natürlich sehr entgegen, denn in den wenigen Ruhephasen ist es auch wichtig, dass Körper und Kopf Erholung bekommen. Ich versuche, das Lernen wann immer es geht in meinen Tagesplan einzubauen. An einem normalen Tag habe ich bis 16 Uhr Training, bin dann noch bei der Massage und gegen 17 Uhr zu Hause. Wenn nichts mehr ansteht, gehört der Abend meistens dem Studium.

Wie ist das in Deinen Teams, im Verein und in der Nationalmannschaft – studieren dort viele oder bist Du so etwas wie eine Exotin?

In Deutschland ist es normal, dass wir als Handballerinnen ein großes Augenmerk auf die außersportliche Laufbahn legen. Vielleicht ist das auch mit ein Grund dafür, dass wir noch nicht so erfolgreich sind wie andere Länder. In Ungarn sind die Erstliga-Spielerinnen allesamt Profis. Das ist eine Luxussituation, die zeigt, dass ein anderer Geldfluss dahinter steckt. In meinem Team studieren dennoch manche, aber das passiert aus Eigeninitiative.

Dabei bekommst du seit sieben Jahren Unterstützung von der Deutschen Sporthilfe und auch das Deutsche Bank Sport-Stipendium. Was bedeutet Dir das?

Durch die Sporthilfe-Förderung bekommen junge Talente überhaupt erst die Möglichkeit, den Weg Richtung Leistungssport einzuschlagen – ohne Angst um das eigene Auskommen zu haben. Das ist enorm wichtig. Gleiches gilt für das Deutsche Bank Sport-Stipendium, für mein Studium muss ich eine monatliche Rate an die Hochschule zahlen. Dass es über die Sporthilfe auch die Möglichkeit gibt, Unterstützung bei der beruflichen Perspektive zu bekommen, ist daher eine große Erleichterung und ein starkes Zeichen für den Nachwuchs.

Du kommst aus einer echten Handballfamilie, schon Deine Mutter Andrea war Nationalspielerin und hat mit Deutschland 1993 WM-Gold gewonnen, Dein Vater spielte in der Jugend- und Juniorennationalmannschaft und in der Bundesliga. Dreht sich zuhause alles um Handball?

Tatsächlich hat auch meine Schwester mal gespielt. Zu DDR-Zeiten war meine Oma ebenfalls Handball-Nationalspielerin und mein Opa Juniorennationalspieler im Fußball. Der Sport ist daher natürlich oft ein Thema. Ich fand es immer cool, dass meine Familie “vom Fach” ist, weil sie nachvollziehen können, was mich umtreibt und auch, wenn ich einmal keine Lust habe, über Handball zu sprechen. Mit Oma und Opa väterlicherseits ist es das exakte Gegenteil: Da ist die wichtigste Frage, ob Essen und Hotel gut sind, das finde ich ganz süß. (lacht)

Steckbrief

Emily Bölk (* 26. April 1998 in Buxtehude)

Sportart: Handball

Wohnort: Budapest

Verein: Ferencváros Budapest

Größte Erfolge*: Ungarische Pokalsiegerin 2022, Ungarische Meisterin 2021, 7. Platz WM 2021, Deutschlands Handballerin des Jahres 2018 und 2019

Studium: BWL & Wirtschaftspsychologie

Universität: Euro FH Hamburg

Die Deutsche Bank, seit 2008 Nationaler Förderer der Deutschen Sporthilfe, unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung studierende Spitzenathlet:innen mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium. Aktuell profitieren rund 300 Sporthilfe-geförderte Athlet:innen von dem Programm, das mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der studierenden Athlet:innen werden mit der Wahl “Sport-Stipendiat:in des Jahres” zusätzlich gewürdigt. Die Deutsche Bank verdoppelt dem bzw. der Sieger:in das Stipendium für 18 Monate. Die vier weiteren Finalist:innen erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung von 50 Prozent des monatlichen Stipendiums.

Diese Athlet:innen stehen zur Wahl: Simon Attenberger (Ju-Jutsu/Mathematik & Physik), Valentin Baus (Para-Tischtennis/Business Administration), Emily Bölk (Handball/BWL & Wirtschaftspsychologie), Leonie Beck (Schwimmen/Medienkommunikation) und Selin Oruz (Hockey/Humanmedizin). Bis zum 10. Juli 2022 kann jede:r unter www.sportstipendiat.de den oder die Nachfolger:in von Leonie Meyer, Kitesuferin und angehende Ärztin, wählen. Unter allen Teilnehmer:innen des Online-Votings wird ein iPad verlost.

HINWEIS AN DIE REDAKTIONEN:

Die Deutsche Sporthilfe bietet kosten- und rechtefreies Video- und Foto-Material an:

– einen geschnittenen und vertonten Video-Beitrag, der die Finalist:innen sowohl als Sportler:innen als auch als Studierende vorstellt: https://youtu.be/o3wROuhsh2Y
– Fotos aller fünf Kandidat:innen: zum Download… (https://www.sporthilfe.de/ueber-uns/auszeichnungen/sport-stipendiat-des-jahres/download-2022)

“Nationale Förderer” sind Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Deutsche Post und Generali & DVAG. Sie unterstützen die Deutsche Sporthilfe, die von ihr betreuten Sportlerinnen und Sportler und die gesellschaftspolitischen Ziele der Stiftung in herausragender Weise.

Pressekontakt:

Stiftung Deutsche Sporthilfe
Fabian Müller
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803 – 514
Fax: 069/67803 – 599
E-Mail: fabian.mueller@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de und www.sportstipendiat.de

Quelle:Handball-Star Emily Bölk: “Wir sind in Deutschland nicht in der Luxussituation, uns nur auf den Sport konzentrieren zu können”


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