Kommentar: Russisches Roulette mit Impfstoff

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Düsseldorf (ots) – Corona hat den Kampf um die Vorherrschaft in der Welt verschärft. Erst mussten die Chinesen erleben, wie schnell ihre Geschichte vom ewigen Wachstum enden kann. Dann mussten die USA, die schon mehr als 160.000 Tote beklagen, feststellen, wie verwundbar sie sind. Entsprechend hart wird der Kampf um den Impfstoff geführt. Wer als erster Millionen Dosen herstellen kann, kann seine Bevölkerung von der Pandemie befreien und Prestige als wissenschaftliche Großmacht gewinnen. Und nun preschen ausgerechnet die Russen mit der Zulassung eines Impfstoffes vor. Dass Präsident Putin ihn auf den Namen Sputnik V taufen lässt, verrät, dass es um mehr geht als um Pharmazie, nämlich auch um globale PR. Bewusst will Putin an 1957 erinnern, als die Russen den ersten Sieg beim Wettlauf ins All errangen: Sie – und nicht die Amerikaner – hatten damals den ersten Satelliten in den Weltraum gebracht und dem Westen einen Schock versetzt.
Doch während Sputnik I tatsächlich flog, gibt es zu Sputnik V bislang nur Ankündigungen. Der Preis, den die Russen für den vermeintlichen Vorsprung zahlen müssen, könnte hoch werden. Auch in China, den USA und Deutschland gibt es vielversprechende Impfstoff-Kandidaten. Doch aus gutem Grund werden sie erst gründlich getestet, bevor sie zum Einsatz kommen. Denn die Gefahr ist groß, dass die Impfung sonst nicht hilft oder ihrerseits schwere Schäden anrichtet. Russland aber wartet die entscheidenden Massentests nicht ab, sondern lässt den Impfstoff unzureichend erprobt auf seine Bevölkerung los. Putins Glücksspiel kann gut gehen, dann sind die Russen als erstes geschützt. Es kann aber auch schief gehen, dann gibt es neben Covid-Toten auch viele Impfopfer zu beklagen. Der Autokrat Putin spielt russisches Roulette mit seinen Bürgern, um einen billigen PR-Coup zu landen.

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