Neuer WDR-Vierteiler: Unser Land in den 60ern – Eine Zeitreise erzählt von Sabine Postel

0
12

Köln (ots) –

In der neuen vierteiligen Reihe geht der WDR auf Zeitreise – Sabine
Postel übernimmt die Erzählerinnenrolle und führt uns durch ein
Jahrzehnt, das Nordrhein-Westfalen geprägt hat wie kaum ein zweites.
Die Architektur von damals formt bis heute das Gesicht unserer Städte
und Gemeinden. Zehntausende Menschen, die in diesen Jahren gekommen
sind, um die Wirtschaft im Land weiter anzukurbeln, haben an Rhein
und Ruhr eine neue Heimat gefunden. Und die Hits dieser Jahre sind
heute Evergreens mit Ohrwurm-Garantie.

WDR Fernsehen am Freitag, 13. November 2020 um 20.15 Uhr

Die erste Folge mit dem Titel “Der Duft der großen weiten Welt” von
Simone Schillinger schildert den Aufbruch in ein neues Jahrzehnt, in
dem Nordrhein-Westfalen nur eine Richtung kannte: Volle Kraft voraus!
Das Wirtschaftswunder machte es möglich. Immer mehr Menschen konnten
sich nun ein Auto leisten und richtig “Strecke machen”. Es war auch
eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs: Mit Elisabeth Schwarzhaupt
nahm 1961 die erste Frau den Platz an der Spitze eines
Bundesministeriums ein – gegen den Willen von Bundeskanzler Konrad
Adenauer. Deutschland wurde weltoffener und begrüßte die ersten
“Gastarbeiter” aus Spanien, Griechenland und der Türkei.

Kein Bundesland nahm damals mehr DDR-Flüchtlinge auf als NRW – und
die meisten der Menschen kamen in die Aufnahmestelle nach
Unna-Massen. Auch Familie Deterling. Ingrid Deterling und ihr Sohn
Manfred berichten von ihrer spektakulären Flucht und der aufreibenden
Zeit danach.

Beim Städtebau orientierte man sich an den Vereinigten Staaten. Es
entstanden Hochhäuser nach dem Vorbild amerikanischer Wolkenkratzer.
Allen voran: das Dreischeibenhaus, das das Gesicht der
Landeshauptstadt bis heute prägt. Aber auch musikalisch gaben die USA
den Ton an. Der Clou: Viele internationale Hits wurden einfach
“eingedeutscht” und stürmten die Charts.

WDR Fernsehen am Freitag, 20. November 2020 um 20.15 Uhr
Folge 2: Eine Klasse für sich – Ein Film von Kathrin Schwiering

Bezahlter Urlaub – das war neu! Zu Beginn des Jahres 1963 trat das
“Bundesurlaubsgesetz” in Kraft. Auf einmal durften Arbeitnehmer 24
Tage im Jahr verreisen – bei voller Lohnfortzahlung. Die Menschen in
NRW packte das Fernweh und sie reisten nach “Bella Italia”. Schnell
bekam der Küstenort Rimini den Spitznamen “Teutonengrill”, denn hier
sonnten sich vor allem Deutsche. Wer sich nicht über den Brenner
traute, der machte Urlaub in NRW. Beliebtes Ziel: Der Teutoburger
Wald mit seinem sagenumwobenen Hermannsdenkmal. Ganz in der Nähe
wuchs Wilfried Mellies auf und erlebte mit, wie seine Heimat zur
Touristenhochburg wurde.

Bundeskanzler Konrad Adenauer empfing internationale Staatschefs wie
den jungen US-Präsidenten John F. Kennedy. Beim seinem Besuch stand
NRW Kopf. Deutschland war ein wichtiger Bündnispartner. Es war die
Zeit des Kalten Krieges und die Bundesrepublik NATO-Mitglied. Um für
den Ernstfall gewappnet zu sein, kaufte Außenminister Franz-Josef
Strauß beim US-Rüstungskonzern Lockheed den “Starfighter”. Die ersten
Kampfflugzeuge wurden im Fliegerhorst Nörvenich im Kreis Düren bei
Köln stationiert. Täglich mussten die Bewohner in Oberbolheim den
ohrenbetäubenden Lärm ertragen und kämpften für die Umsiedlung ihres
Dorfes. Als 1962 ein Starfighter bei einem Absturz in eine Fabrik in
Oberbolheim raste, stimmte der Bund endlich der Umsiedlung zu. Bald
bekamen die Starfighter Spitznahmen wie “Witwenmacher”, “Sargfighter”
oder “Starfaller”. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß geriet
für seine Rüstungspolitik immer mehr in die Kritik. Letztlich
gipfelte diese in der “Spiegel-Affäre” und Strauß musste
zurücktreten.

Fußball war schon in den 60ern ein Zuschauermagnet. Damals war der 1.
FC Köln der reichste und professionellste Verein in ganz Deutschland
– mit den meisten Sponsoren, Geld und Know-how. In der ersten Saison
waren die Kölner haushoher Favorit und holten am Ende die Deutsche
Meisterschaft. Auch Dank “Kalli” Thielen, der in der ersten
Bundesliga-Saison 16 Tore schoss.

WDR Fernsehen am Freitag, 27. November 2020 um 20.15 Uhr
Folge 3: Weg mit dem Grauschleier – Ein Film von Carolin Wagner

In der dritten Folge der neuen vierteiligen WDR Reihe “Unser Land in
den 60ern” stehen die Jahre 1965 bis 1967 im Fokus – eine Zeit des
Umbruchs: In Düsseldorf beendete die SPD die bis dato ungebrochene
Macht der CDU. Heinz Kühn wurde Ministerpräsident. Die Zeit des
ungebremsten Wachstums war vorbei. Im Ruhrgebiet machte das billige
Erdöl der Kohle Konkurrenz.

Hohen Besuch gab es auch: Zuerst kam die Queen, und im Sommer 1966
reisten die Beatles nach NRW – zu ihrem legendären Konzert in Essen.
Im WDR wurde zur gleichen Zeit ein “Märchen von übermorgen” zum Kult.
Am 17.09.1966 startete Commander Cliff Allister McLane in seiner
Orion zum Weltraumabenteuer – mit Badezimmerarmaturen und Bügeleisen
als berühmteste Requisiten der deutschen Fernsehgeschichte.

Der Tod von Altbundeskanzler Konrad Adenauer am 19. April 1967
markiert endgültig das Ende der Nachkriegszeit. Es stand etwas Neues
bevor. In Köln liefen Studenten und Schüler in tagelangen Protesten
gegen die Fahrpreiserhöhungen der KVB Sturm. Es war der Anfang von
Protesten gegen die alten Machtstrukturen und für mehr Demokratie.
Sie sollten bald das ganze Land erschüttern.

Die Filmemacher haben nicht nur beeindruckendes und zum Teil noch nie
gezeigtes Bildmaterial aus den Sechzigern aufgespürt, sondern auch
Menschen getroffen, die ihre ganz persönliche Geschichte aus dieser
Zeit erzählen. So erinnert sich Ulrich Wickert an seine Studentenzeit
in Bonn – als er zuerst die Queen und kurz darauf Rudi Dutschke traf.

WDR Fernsehen am Freitag, 4. Dezember 2020 um 20.15 Uhr
Folge 4: “Wir können auch anders” – Ein Film von Anke Rebbert

Ende der 60er Jahre liegt Veränderung in der Luft: Junge begehren
gegen Alte auf, Frauen drängen auf mehr Gleichberechtigung, die
Jugend will raus aus den angepassten Strukturen. Es knirscht an
vielen Stellen. Zechen müssen schließen. Das Ruhrgebiet ist nicht
mehr nur Arbeiter-, sondern zunehmend auch Akademiker-Revier.

In der letzten Folge von “Unser Land in den 60ern” stehen 1968 und
1969 im Fokus: Frauen zeigen, dass sie auch anders können. Eine
Rennfahrerin fährt den Männern davon und Geseke feiert Ingrid Becker,
“seine” Olympiasiegerin der Spiele in Mexiko. Willy Brandt wird der
erste Bundeskanzler der SPD, und die Amerikaner landen auf dem Mond.

Das Land im Umbruch. Menschen aus der Türkei, Spanien, Griechenland
oder Italien, die für die Arbeit unter Tage angeworben wurden, bauen
sich neue Existenzen auf. Mittendrin eine Pizzeria in Oberhausen.
Rosetta Leones Onkel Salvatore ist 1968 einer der ersten im Revier.
Rosetta verlässt ihr Dorf in Kalabrien und macht sich als junges
Mädchen auf nach Oberhausen. Aus dem Ferienjob wird eine
Lebensentscheidung. Sie bringen die Pizza nach Oberhausen und damit
ins Revier. Noch heute betreibt Rosetta Leone das Restaurant.

Zur gleichen Zeit starten ein paar Kilometer weiter die
Internationalen Essener Songtage – eine Art Woodstock im Revier, ein
Jahr vor dem legendären Festival in den USA. Politische Diskussionen
gehören in Essen dazu. In allen größeren Städten Nordrhein-Westfalens
demonstrieren Menschen für mehr Freiheiten und Mitbestimmung.
Proteste gegen einen für sie altbackenen und konservativen Staat. Sie
wehren sich gegen schlechte Studienbedingungen und Professoren, die
schon währen der Nazi-Diktatur lehrten.

Den legendären Afri-Cola-Spot schafft Charles Wilp aus Witten: Lasziv
blickende Models in Nonnentracht schlürfen Cola. Der Spot ist so
revolutionär, dass er später sogar zur documenta eingeladen wird.

1969 wird Willy Brandt zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler
gewählt. Er steht für eine vor allem von den Jüngeren geforderte neue
Politik. Die sozial-liberale Koalition im Bund hat ihr Vorbild in
Düsseldorf mit Ministerpräsident Heinz Kühn und Innenminister Willi
Weyer.

Im Juli 1969 hält die Mondlandung die Welt in Atem. Auch hier fiebern
die Menschen mit. Drei Monate nach ihrer Landung sind die Astronauten
in Köln zu Gast. Und beim Empfang im Rathaus kommt es zur Begegnung
von Neil Armstrong mit einem entfernt verwandten Onkel aus dem
Münsterland. Was kann da noch schief gehen, auf dem Weg ins neue
Jahrzehnt? Der erste Mensch, der eine Fahne in die Oberfläche des
Mondes rammt, hat seine Wurzeln, ganz großzügig betrachtet, in
Nordrhein-Westfalen.

Produziert werden die Filme von BROADVIEW TV, die bereits in den
vergangenen Jahren mit den Dokumentationsreihen “Unser Land in den
70ern”, “Unser Land in den 80ern” und “Unser Land in den 90ern” in
die Vergangenheit gereist ist.

Redaktion: Barbara Schmitz (WDR)

Fotos unter ARD-Foto.de
Pressekontakt:

Westdeutscher Rundfunk
Kommunikation
Tel. 0221 / 220 7100
wdrpressedesk@wdr.de

Besuchen Sie auch die WDR-Presselounge: presse.wdr.de

Quelle:Neuer WDR-Vierteiler: Unser Land in den 60ern – Eine Zeitreise erzählt von Sabine Postel


Importiert mit WPna von Tro(v)ision

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.