Unsachgemäße Kühlgeräteentsorgung: Bosch, Miele & Co. heizen den Klimawandel massiv an

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Berlin (ots) – Deutsche Umwelthilfe macht mit Plakataktion in Berlin auf das Klimaproblem durch nicht ordnungsgemäß entsorgte Kühlgeräte aufmerksam – Entsorger tricksen beim Recycling und beauftragende Gerätehersteller schauen weg – DUH fordert unabhängige und neutrale Überprüfung der Recycler, die Veröffentlichung von Auditberichten und ein Ende des Entsorgungsnotstandes bei Kühlgeräten

Anlässlich der Weltklimakonferenz in Kattowitz machte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) heute mit einer Aktion in Berlin auf die miserable Entsorgungssituation von Kühlgeräten in Deutschland aufmerksam. Die Verantwortung für umweltschädigende Entsorgungspraktiken ausgedienter Kühlschränke tragen die großen Hersteller Bosch, Miele, Liebherr, Electrolux und Bauknecht. Auf dem Alexanderplatz wurde eine große Plakatleinwand mit dem Slogan “Kühlgerätehersteller killen unser Klima” installiert und Verbraucher informiert.

Viele alte Kühlgeräte enthalten immer noch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), obwohl diese wegen ihrer Schädlichkeit für die Ozonschicht und das Klima längst verboten sind. Für die ordnungsgemäße Entsorgung alter Kühlschränke sind nach dem Elektrogesetz die Gerätehersteller verantwortlich. Die DUH kritisiert, dass Deutschlands führende Kühlgeräteproduzenten eine unsachgemäße Entsorgung hunderttausender ausgedienter FCKW-haltiger Kühlschränke und -truhen durch unseriös arbeitende Recycler zum Zwecke der Profitmaximierung in Kauf nehmen. Durch nicht ordnungsgemäße Entsorgungspraktiken gelangen FCKW in die Atmosphäre und belasten diese so stark wie bis zu 1 Million Tonnen CO2 im Jahr. Das entspricht dem CO2-Austoß von mehr als 357.000 Pkw, die 15.000 km pro Jahr fahren.

“Es sollte selbstverständlich sein, dass in einem Land wie Deutschland die Entsorgung alter Kühlgeräte nach dem besten Stand der Technik erfolgt. Leider gibt es in diesem Bereich seit Jahren gravierende Probleme. Um bei der Entsorgung Kosten einzusparen, schauen Gerätehersteller wie Bosch, Miele, Liebherr, Electrolux oder Bauknecht den beauftragten Entsorgern lieber nicht so genau auf die Finger. Sie lassen die Entsorger sich selbst kontrollieren und versuchen zu vertuschen, wie schlecht deren Anlagen wirklich sind. Dabei gibt es vorbildliche EU-Standards zur Kühlgeräteentsorgung, für deren Einhaltung die Hersteller sorgen müssen, wenn sie es mit Klima- und Umweltschutz ernst meinen”, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Nach dem gesetzlich vorgegebenen Stand der Technik müssen aus alten Kühlgeräten mindestens 90 Prozent der enthaltenen Treibhausgase entnommen werden. Tatsächlich sind es in deutschen Recyclinganlagen aber deutlich weniger, da viele Anlagen FCKW aus der Isolierung der Kühlgeräte nur unzureichend zurückgewinnen und bei der Mengenermittlung fälschlich Wasser als FCKW werten.

Auf EU-Ebene existieren die vorbildlichen Standards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4, welche eine umweltgerechte Entsorgung nach dem Stand der Technik ermöglichen. In europäischen Ländern wie Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Irland, Österreich oder der Schweiz sind die Entsorgungsnormen gesetzlich festgelegt oder über nationale Rücknahmesysteme verbindlich vorgegeben. Deutsche Kühlgerätehersteller behaupten zwar, sich freiwillig an die Standards zu halten, führen aber keine ausreichenden Kontrollen durch und verweigern konsequent öffentliche Nachweise zur tatsächlichen Umsetzung.

“Es ist ein Skandal, dass die größten deutschen Kühlgerätehersteller den beauftragten Recyclern international anerkannte Entsorgungsnormen nur auf dem Papier vorschreiben und deren Einhaltung durch eine konsequente und unabhängige Kontrolle nicht sicherstellen. Die Kühlgerätehersteller sind bis heute nicht bereit, Prüfberichte beauftragter Recycler offenzulegen und setzen stattdessen auf Intransparenz. Auch auf mehrfache Nachfrage der DUH und das Angebot, wettbewerbsrelevante Daten zu schwärzen, sind die Hersteller nicht eingegangen. Ganz offenkundig interessiert diese vor allem ein möglichst niedriger Entsorgungspreis und nicht die Qualität der Entsorgung sowie der Umweltschutz”, kritisiert der Stellvertretende Leiter für Kreislaufwirtschaft der DUH, Philipp Sommer.

Die DUH fordert die Hersteller Bosch, Miele, Bauknecht, Liebherr und Electrolux dazu auf, die europäischen Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 den Recyclern bei der Kühlgerätebehandlung vorzugeben und deren Umsetzung wirksam zu kontrollieren. Hierfür sind vollständige Prüfungen auf Basis der EU-Standards durch extern beauftrage neutrale Prüfer zwingend erforderlich. Darüber hinaus sollten die Auditberichte veröffentlicht werden, damit unplausible Prüfergebnisse entdeckt werden können. Doch genau dies geschieht bislang nicht.

Hintergrund:

Die unsachgemäße Entsorgung von Kühlgeräten, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) oder andere Klimagase enthalten, trägt dazu bei, dass sich durch unnötig freigesetzte FCKW die Ozonschicht langsamer als erwartet erholt und durch zu hohe UV-Strahlung Menschen gesundheitlich gefährdet werden. Gleichzeitig wird auch der Klimawandel ungebremst angeheizt. Die im Kühlmittel und der Isolierung enthaltenen FCKW eines Kühlschranks besitzen ein Treibhauspotential von 2,8 Tonnen CO2. Das entspricht dem CO2-Ausstoß eines Mittelklasse-Fahrzeugs mit einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern.

Durch die Vorgabe und Kontrolle der europäischen Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 beim Kühlgeräterecycling, kann ohne großen Aufwand und ohne teure Förderprogramme jährlich die Freisetzung von Klimagasen in der Größenordnung von bis zu einer Million Tonnen CO2-Äquivalente in Deutschland verhindert werden.

Links:

– Poster “Kühlgerätehersteller killen unser Klima”: http://l.duh.de/p181206

– Pressefoto ab ca. 13 Uhr: http://l.duh.de/p181206

– Hintergrundpapier zur Kühlgeräteentsorgung auf Deutsch und Englisch sowie weitere Informationen finden Sie unter: http://l.duh.de/kuehlgeraete

– Flyer, eine Übersicht zum Kühlgeräterecycling in Europa sowie die DUH-Stellungnahme zur TA-Luft finden Sie hier: https://www.duh.de/kuehlgeraete/

Pressekontakt: Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin 0170 7686923, metz@duh.de

Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft 030 2400867-462, sommer@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf 030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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