ZDF-Programmhinweis / Dienstag, 12. Mai 2020

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Mainz (ots) –

Bitte aktualisierten Programmtext beachten!!

Dienstag, 12. Mai 2020, 22.15 Uhr

37 °
Vermisst
Wenn Menschen spurlos verschwinden

Wenn ein Mensch plötzlich verschwindet, tauchen Fragen auf: Will er
sich entziehen? Wurde er entführt oder vielleicht sogar getötet? Die
Ungewissheit hinterlässt gebrochene Familien.

Jedes Jahr werden in Deutschland 100 000 Menschen als vermisst
gemeldet. Die meisten tauchen nach zwei bis vier Tagen wieder auf,
doch tausende bleiben verschwunden. Wie gehen Verwandte damit um?
Welche Möglichkeiten haben sie, nach den Vermissten zu forschen?

Der “37°”-Film widmet sich zwei Vermisstenfällen und geht der Frage
nach, wie die Familienangehörigen die Ungewissheit verarbeiten. Sie
müssen nicht nur mit ihrer eigenen Angst, sondern auch mit
Spekulationen umgehen lernen, die von ihrer Umgebung an sie
herangetragen werden. Der Film dokumentiert aber auch, was passiert,
wenn plötzlich Gewissheit da ist und eine Familie mit dem Mord an
einer Angehörigen konfrontiert wird.

Edith und ihr Mann Dirk sind sich von Anfang an sicher: Anna ist
nicht einfach abgehauen. Anna muss etwas zugestoßen sein. Von der
Kinderbetreuerin fehlt seit dem 23. Juni 2019 jede Spur. Am Abend
haben Edith und ihre Zwillingsschwester noch im Kreis der Familie
zusammengesessen. Doch zum geplanten Mittagessen am nächsten Tag
erscheint Anna, die nur 150 Meter entfernt wohnt, nicht. Die Familie
hat einen Schlüssel zur Wohnung der Vermissten, doch das Schloss
wurde ausgetauscht. Die beiden Hunde der 35-Jährigen, die sie niemals
alleine gelassen hat, sind in der Wohnung. Für die Familie aus
Gelsenkirchen ist in diesem Augenblick klar: Anna ist etwas passiert.
Sie informieren die Polizei, die sechs Tage später, in Absprache mit
der Staatsanwaltschaft Essen, einen Suchaufruf veröffentlicht. 5000
Euro Belohnung werden für sachdienliche Hinweise ausgeschrieben. Die
Familie lebt in einem Albtraum. “Die Ungewissheit bringt uns um”,
sagt der Schwager der Vermissten.

Monate vergehen. Die Familie muss sich in dieser Zeit auch mit
bürokratischen Anforderungen auseinandersetzen: Auflösung von
laufenden Verträgen, Versicherungen und am Ende auch Annas
Mietwohnung. Wochenlang war die von der Kriminalpolizei
beschlagnahmt, weil die Spurensicherung nach Hinweisen suchte. “Wir
können keine Krimis gucken, wir erleben einen realen Horror”, sagt
Dirk, der wie ein Schutzschild für Edith und ihre Eltern agiert.
Seelische Unterstützung bekommt die Familie in dieser Zeit kaum. Die
Kriminalbeamten gewähren keine Einblicke, immer mit der gleichen
Begründung: ” … dass aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit
keine weiteren Auskünfte über den Ermittlungsstand erteilt werden.”
Wieder gehen Monate ins Land. Tränen und Trauer begleiten die Familie
täglich. Dann die Wende im Fall Anna: Im November 2019 steht die
Polizei vor der Tür und bringt der Familie die traurige Nachricht:
Anna ist tot, sie wurde ermordet. Die Polizei hat einen Mann
verhaftet, der Videos besitzt, auf denen die tote Anna zu sehen ist.
Es handelt sich um eine Person, gegen die die Familie bereits einen
Verdacht hegte. Doch die grausige Gewissheit bringt keine Ruhe. Annas
Leiche wurde bisher nicht gefunden, weil der mutmaßliche Täter
schweigt. Der katholischen Familie bleibt bislang der letzte Trost
verwehrt. Sie können sich nicht würdevoll bei einem Begräbnis von
Anna verabschieden.

Liegt ein Tötungsdelikt vor, geht die Kriminalpolizei in den meisten
Fällen von einer Beziehungstat aus. Auch Petra und Stephanie, die
ältere und die jüngere Schwester von Heidi D. glauben nicht, dass
Heidi Opfer eines zufälligen Verbrechens ist. Im November 2013 wurde
die 49-jährige Postbotin zuletzt in der Nähe ihres Zuhauses in
Nürnberg gesehen. Seither fehlt jede Spur. Fünf Tage nach ihrem
Verschwinden leitet das Bundeskriminalamt eine öffentliche Fahndung
ein. Ohne Ergebnis, doch da man Heidis Portemonnaie, ihren
Personalausweis und ihr Handy in ihrem Haus findet, gehen die Fahnder
von einem Gewaltverbrechen aus. Über sechs Jahre sind seither
vergangen, in denen die Schwestern eine Achterbahn der Gefühle
durchleben mussten. Wer innerhalb eines Jahres nicht zurückkehrt,
bleibt laut Statistik des Bundeskriminalamtes meist für immer
verschollen und wird spätestens nach zehn Jahren für tot erklärt.

Petra ist als Abwesenheitspflegerin für die Vermisste eingesetzt,
seit Jahren kümmert sie sich um die Vermögensverhältnisse von Heidi,
hütet das Ersparte. Auch die Lieblingskleidung von Heidi haben sie
und Stephanie behalten, für den Tag, an dem ihre Schwester
hoffentlich wieder auftaucht. “Wir haben uns ein Versprechen
gegeben”, sagen Petra und Stephanie, “wir kämpfen für die Wahrheit
bis zum Schluss”.

Doch immer wieder geraten beide in emotionale Grenzsituationen: Mal
glaubt jemand, Heidi erkannt zu haben, mal meldet die Presse einen
Leichenfund. Auch die Suche bei “Aktenzeichen XY ungelöst” im
Dezember 2017 schürt neue Hoffnung, doch auch sie bleibt ergebnislos.
Im Mai 2018 ein weiterer Höhepunkt des Unerträglichen. Das Haus, in
dem Heidi und ihr Lebensgefährte gewohnt haben, wird nach
richterlichem Beschluss auf den Kopf gestellt. Die Kriminalpolizei
hat Anlass zur Vermutung, dass Heidis Leiche dort versteckt sein
könnte. Aber wieder nichts. Petra und Stephanie machen dennoch
weiter. Jetzt haben sie die Ermittlungsakten angefordert, die ihnen
Einblicke in die Vernehmungsprotokolle der Polizei geben. Vielleicht
wurde etwas übersehen, vielleicht finden sie einen Hinweis. Es ist
eine kräftezehrende Recherche. “Vieles, was wir über unsere Schwester
durch Zeugenaussagen erfahren, hätten wir gar nicht wissen wollen.”
Seit ein paar Monaten haben sie in Nürnberg-Fischbach wieder Plakate
mit der Verschwundenen aufgehängt. Heidi soll nicht in Vergessenheit
geraten. Die Suche geht weiter.

Die Sendung “37°” steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek
zur Verfügung.
Pressekontakt:

ZDF Presse und Information
Telefon: +49-6131-70-12121

Quelle:ZDF-Programmhinweis / Dienstag, 12. Mai 2020


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