Die UN-Geberkonferenz für Afghanistan wird über das Schicksal von Millionen Kindern entscheiden

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Berlin (ots) –

Seit der Machtübernahme der Taliban im vergangenen August ist die Armut in Afghanistan sprunghaft angestiegen, und rund 14 Millionen Kinder leiden derzeit Hunger. Auf der morgigen UN-Geberkonferenz haben internationale Staats- und Regierungschefs die Chance, Kinder vor Hunger, Krankheiten, Ausbeutung und dem Tod zu bewahren, wenn sie das Finanzierungsziel von 4,4 Milliarden US-Dollar erreichen. Bisher wurden nur etwa 13 Prozent (https://fts.unocha.org/appeals/1100/summary) des benötigten Betrags finanziert.

“In den sieben Monaten seit der Machtübernahme haben unsere Teams noch nie so etwas wie die Verwüstung und Verzweiflung gesehen, die wir derzeit erleben. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, sodass Millionen Kinder völlig auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Ohne ausreichende Mittel für humanitäre Unterstützung werden Kinder weiterhin an Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten sterben müssen”, sagt Chris Nyamandi, Landesdirektor von Save the Children in Afghanistan.

Um zu überleben, sind Familien gezwungen, ihre Kinder zur Arbeit anstatt zur Schule zu schicken, sie zu verkaufen oder ihre jungen Töchter zu verheiraten. Die Kehrtwende der Taliban (https://www.savethechildren.de/fileadmin/user_upload/Downloads_Dokumente/Pressemitteilungen/2022/2022-03-23-pm-afghanistan-save-the-children-appalled-by-reports-that-ban-on-girls-education-will-continue.pdf), die Mädchen weiterhin die Rückkehr in weiterführende Schulen untersagt, verweigert ihnen zudem das Recht auf Bildung und erhöht die Gefahr von Frühverheiratungen.

“Die auf der morgigen Konferenz gemachten Zusagen werden die Weichen für die Zukunft Afghanistans stellen”, sagt Chris Nyamandi. Als Mitausrichter ist die deutsche Bundesregierung hier besonders gefragt. “Wenn die internationalen Regierungen nicht dringend handeln, um ausreichend finanzielle Mittel bereitzustellen und die Liquiditätskrise zu lösen, werden immer mehr afghanische Familien weiter in Not geraten.”

Gulalai*, 25, lebt mit ihren sechs Kindern in einem abgelegenen Dorf in der Provinz Jawzjan im Norden Afghanistans. Als Save the Children sie traf, hatte Gulalai gerade ihre Tochter Malika* zu Hause zur Welt gebracht, weil die Familie es sich nicht leisten konnte ins nächstgelegene Krankenhaus zu fahren. Gulalai wurde nach der Geburt krank und ihr Baby weinte vor Hunger. Ihr einjähriger Sohn Ninangyali* litt an schwerer akuter Unterernährung.

“Letztes Jahr mussten wir unsere Heimat wegen des Krieges verlassen und lebten etwa 20 Tage lang in einem Lager in der Wüste. Da bemerkten wir, dass Ninangyali immer dünner wurde. Er war schwach und hatte Fieber. Er aß nichts mehr. Wir dachten, wir würden ihn verlieren”, erzählt Gulalais Mutter, Sharifa*. Glücklicherweise konnte Ninangyali in der mobilen Krankenstation von Save the Children behandelt werden. Die Ärzte berichteten, dass sein Zustand so schlecht gewesen sei, dass er höchstwahrscheinlich gestorben wäre, wenn die Kinderrechtsorganisation ihn nicht behandelt hätte.

Da Kindern der Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung und Routineimpfungen fehlt, haben die Ärzte von Save the Children auch Ausbrüche tödlicher Krankheiten wie Masern beobachtet. Bereits in diesem Jahr gab es in Afghanistan mehr als 18.000 Fälle von Masern und 142 Kinder (https://reliefweb.int/report/afghanistan/measles-vaccination-campaign-kicks-afghanistan-fight-ongoing-outbreak-around-12) sind daran gestorben.

“Unsere Situation hier ist sehr schlecht”, betont Sharifa. “Die Männer der Familie haben keine Arbeit. Sie haben kein Einkommen [und] wir haben bereits alle unsere Ersparnisse aufgebraucht. Wir haben nichts, um die Kinder zu ernähren. Unsere größte Sorge ist unsere schlechte Gesundheit. Meine Tochter hat letzte Nacht gelitten – sie braucht Medikamente, aber wir können sie uns nicht leisten. Jetzt ist es fast Mittag, und wir haben nichts zu essen für die Kinder. Wir brauchen Hilfe.”

Vor Beginn der virtuellen UN-Geberkonferenz, die gemeinsam von den Vereinten Nationen, Großbritannien, Deutschland und Katar ausgerichtet wird, fordert Save the Children die internationale Gemeinschaft auf, den humanitären Reaktionsplan vollständig zu finanzieren und dabei den wichtigsten Bereichen für Kinder – einschließlich Bildung und Schutzdienste – Priorität einzuräumen. Auch eingefrorene Gelder für die afghanische Wirtschaft müssen freigegeben und das Finanzsystem stabilisiert werden.

“Wir möchten die Welt daran erinnern, dass humanitäre Mittel zwar helfen, Kinder und ihre Familien am Leben zu erhalten, dass aber humanitäre Organisationen eine intakte Wirtschaft nicht ersetzen können”, sagt Chris Nyamandi. “Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, aber bei dem Tempo, in dem der Bedarf steigt, können wir nicht alle Kinder und Erwachsenen erreichen, die dringend Hilfe zum Überleben benötigen.”

* Name zum Schutz geändert

Hinweise für die Redaktion:

Save the Children unterstützt seit 1976 Gemeinden in ganz Afghanistan und schützt die Rechte von Kindern, auch in Zeiten von Konflikten, Regimewechsel und Naturkatastrophen. Die Kinderrechtsorganisation leitet Programme in zehn Provinzen und arbeitet mit Partnern in drei weiteren Provinzen zusammen. Seit der Eskalation der Krise im August 2021 hat Save the Children seine Hilfe aufgestockt, um die wachsende Zahl bedürftiger Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Die Organisation bietet ihnen Gesundheitsdienste, Ernährung, Bildung, Kinderschutz, Unterkünfte, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygieneartikel sowie Unterstützung bei der Existenzsicherung an.

Zudem verfügt Save the Children über 70 mobile Gesundheitsteams, die lebenswichtige medizinische Versorgung für Kinder und Erwachsene bereitstellen, einschließlich der Behandlung von Masern, Unterernährung und tödlichen Krankheiten wie Durchfall und Lungenentzündung.

Seit September 2021 hat Save the Children eine Million Menschen in Afghanistan mit seiner Hilfe erreicht.

Zusatzmaterial zum Download:

www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2SS4IS3Q

Unter © Save the Children ist das Material honorarfrei auch zur Weitergabe an Dritte nutzbar.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle. Aktuelle Informationen finden Sie immer auf Twitter @SaveChildrenDE (https://eur05.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Ftwitter.com%2FSaveChildrenDE&data=04%7C01%7Csilke.zorn%40savethechildren.de%7C7728145274ff44b724aa08da0ca7b4ec%7C7e675e17e6ed49b38fb77005366df847%7C0%7C0%7C637836211678447851%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&sdata=TkFPXeVXL3tIEeV%2BB5Mo2DmxkN%2B6caKHkHAoGoma%2FjI%3D&reserved=0).

Über Save the Children:

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Marie-Sophie Schwarzer
Tel.: +49 (0)30 – 27 59 59 79 – 226
Mail: marie.schwarzer@savethechildren.de

Quelle:Die UN-Geberkonferenz für Afghanistan wird über das Schicksal von Millionen Kindern entscheiden


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