Kommentar / Qiagen-Mitarbeiter zahlen die Rechnung = Von Antje Höning

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Düsseldorf (ots) – Unternehmen wie Qiagen gibt es nicht viele im Land. Ausgegründet aus der Uni Düsseldorf erlebten die Biotech-Experten einen märchenhaften Aufstieg: Als erster deutscher Konzern ging Qiagen 1996 an die US-Technologiebörse Nasdaq. Ohne den Schritt wäre man längst in die erste deutsche Börsenliga aufgestiegen. 2019 war noch ein mäßiges Jahr, dann kam die Pandemie – und Qiagen entwickelte einen Corona-Test, der zum Kassenschlager wurde. Doch von “Ende gut, alles gut”, wie man es aus Märchen kennt, ist das Unternehmen weit entfernt. Der wirtschaftliche Erfolg hat Konkurrenten angelockt, nun soll Qiagen amerikanisch werden. Und ohne Gegenwehr zu leisten, haben sich Vorstand und Aufsichtsrat im Frühjahr rasch ergeben. Sie folgten dem Ruf der vielen Dollar und empfahlen den Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots von Thermo Fisher. Erst auf Druck eines Hedgefonds besserte der US-Konzern nach.

Gewiss: Übernahmen gehören zur Marktwirtschaft wie die Pipette zum Labor. Dennoch ist dies ein doppelter Schlag: Immer wieder passiert es, dass europäische Biotech-Unternehmen Opfer ihres Erfolges und von US-Konzernen geschluckt werden. So erging es auch der Schweizer Actelion mit Johnson & Johnson. Offenbar ist es schwer, in Europa aus eigener Kraft kräftig zu wachsen. Vor allem werden sich die Mitarbeiter von Qiagen als Opfer der Übernahmeschlacht sehen. Ob der US-Konzern noch eine große Verwaltung in Hilden braucht, darf bezweifelt werden. Die Erhöhung des Angebots bedeutet, dass Thermo Fisher im Erfolgsfall noch mehr Gewinn einfordern wird, um den Kaufpreis wieder herauszubekommen. Die Qiagen-Mitarbeiter zahlen die Rechnung. Für sie wäre es das Beste, wenn der Deal platzt. Dann muss Qiagen zwar eine Strafe zahlen – bleibt aber unabhängig.

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