Versagen auf ganzer Linie / Kommentar von Raimund Neuß zum Urteil im Missbrauchsfall um Pfarrer Hans Bernhard U.

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Köln (ots) –

Niemand habe die Opfer gehört, auch die Kirche nicht: Markus Hofmann, der Verwaltungschef des Kölner Erzbistums, hat mit diesem Satz das Versagen seiner Institution im Fall Hans Bernhard U. treffend zusammengefasst. Er hat sich allerdings eine Stellungnahme zu einem Vorwurf erspart, der logisch an seine Feststellung anschließt: Spätestens seit 2010, das legt eine dem Kölner Landgericht vorliegende E-Mail des Bad Honnefer Pfarrers Torsten Kürbig nahe, hätte das Erzbistum weitere Taten verhindern können – wenn die Opfer zurückliegender Delikte denn Gehör gefunden hätten.

Hofmann also sagt dazu nichts. Die Staatsanwaltschaft will eine eventuelle strafrechtliche Verantwortung kirchlicher Amtsträger prüfen. Das ist nicht einfach. Aber unabhängig davon, ob es am Ende für eine strafrechtliche Ahndung reicht, haben die Herren auf ganzer Linie versagt. Einer der Verantwortlichen, der heutige Erzbischof von Hamburg, hielt es nicht einmal für nötig, seine Nachfolger in seinen Kölner Ämtern ins Bild zu setzen.

Die Kölner Amtsträger hatten den Umstand komplett ausgeblendet, dass ein Priester eben immer Priester ist. Er genießt wie ein Arzt auch im privaten Umfeld besonderes Vertrauen. U., der pädosexuelle Serientäter, behielt so Zugang zu Opfern und konnte ein Mädchen bis ins Jahr 2018 hinein missbrauchen.

Ja, die entscheidenden Fehler sind 2010 passiert, unter Joachim Kardinal Meisner. Ja, seither hat sich viel geändert, und es war das Erzbistum selbst, dessen interne Ermittlungen U. vor Gericht brachten. Ja, die katholische Kirche ist bei der Missbrauchsbekämpfung inzwischen viel weiter als andere Institutionen. Aber wie viel auch in Köln immer noch im Argen liegt, zeigt aktuell der Fall des Düsseldorfer Pfarrers D., bei dem die vom Erzbistum beschäftigten Kirchenrechtler offensichtlich nicht einmal ein Betätigungsverbot zuwege brachten. Das schaffte dann das Erzbistum Wien. Hier bleibt noch viel zu tun.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
Telefon: 0228-6688-546
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