Wie zum Hohn / Kommentar von Andreas Härtel zum Friedensnobelpreis

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Mainz (ots) –

Die neuen Träger des Friedensnobelpreises sind aller Ehren wert. Sie wirken in ihren Heimatländern seit Jahren beziehungsweise schon seit Jahrzehnten unermüdlich für Meinungsfreiheit und Demokratie. Sie sind geeignete Vorbilder im Kampf für das Schöne, Wahre und Gute. Zudem hat das Nobelkomitee mit der gleichzeitigen Vergabe in die drei Länder, die sich im Ukraine-Konflikt gegenüberstehen, ein Zeichen der Gemeinsamkeit gesendet. Und doch wirkte bislang selten ein Friedensnobelpreis so sehr aus der Zeit gefallen wie dieser. Denn das Licht, das von Oslo ausgehen soll, ist zu schwach für die Finsternis, in der wir uns bewegen. Die Welt hat sich auf eine beängstigende Weise schnell weitergedreht seit dem Ende der Nominierungsfrist am 31. Januar. Russlands Krieg gegen die Ukraine fordert nun schon seit mehr als sieben Monaten sehr, sehr viele Opfer. Er lässt die Armut und den Hunger in aller Welt wieder wachsen, und der Kriegstreiber im Kreml schürt hemmungslos die Angst vor dem nuklearen Feuer. All jenen, die nun in Existenznot geraten oder Angst haben vor der atomaren Eskalation, dürften diese Friedensnobelpreisträger herzlich egal sein. Wie zum Hohn trieb der verbale Schlagabtausch über einen möglichen Atomkrieg ausgerechnet am Tag der Nobelpreisverkündung neue Blüten.Die Frage von Krieg und Frieden ist seit dem 24. Februar, seit Russlands Angriff auf den Nachbarn, wieder existenziell geworden. Es geht nicht mehr nur um einzelne Schicksale, um ein begrenztes Szenario, es geht um das große Ganze. Die Welt staunt über Putins atomare Erpressung des Westens, eine Aggression, die ihresgleichen sucht. Im Falle einer – immer noch sehr unwahrscheinlichen – Eskalation bis zum Äußersten ginge es um das Überleben der Menschheit. Man wünscht sich, das Nobelkomitee hätte auf all das eine überzeugende Antwort gefunden. Doch wie hätte sie aussehen sollen? Kein Politiker weltweit hätte die Auszeichnung verdient, solange dieser Krieg und die Drohungen andauern. Und es gibt offensichtlich keine Organisation, die in der Krise stark genug wäre, etwas Grundlegendes zu bewirken. Hätte das Nobelkomitee also auf die Auszeichnung verzichten sollen? Auch wenn das den neuen Preisträgern gegenüber ungerecht ist: Ja. Es wäre immerhin ein Zeichen gewesen. Ein Zeichen dafür, dass diese Welt in furchtbar großer Unordnung ist und dass es die Kriegstreiber in Osteuropa sind, die in der Verantwortung stehen, dem Frieden wieder Geltung zu verschaffen.

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Quelle:Wie zum Hohn / Kommentar von Andreas Härtel zum Friedensnobelpreis


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