Frankfurter Rundschau exklusiv: Vor Treffen Biden/Merkel: US-Starökonom Stiglitz kritisiert deutsche Ablehnung der Patentfreigabe für Corona-Impfstoffe

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Frankfurt am Main (ots) – Kurz vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei US-Präsident Joe Biden gibt es prominenten Widerspruch gegen die deutsche Weigerung, die Patente für Corona-Impfstoffe freizugeben. In einem Gastbeitrag für die FRANKFURTER RUNDSCHAU (Donnerstagausgabe) widerspricht der US-amerikanische Ökonom und Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz den wichtigsten Einwänden gegen eine vorübergehende Aussetzung des Rechts auf geistiges Eigentum.

“Insbesondere angesichts der vierten Welle des Coronavirus muss sichergestellt werden, dass in jeder Region der Welt zumindest einige Hersteller Zugang zu den Rezepturen und Technologien erhalten”, schreibt Stiglitz Dem Argument, die Voraussetzungen für die komplizierte Herstellung der Vakzine lägen nur in wenigen Ländern vor, hält der Wissenschaftler eine Reihe von Beispielen aus dem globalen Süden entgegen. So gebe es unter anderem in Pakistan, Bangladesch, Ägypten, Südafrika und dem Senegal hochqualifizierte Pharmaunternehmen: “Diese Firmen können die weltweit verwendeten, biotechnologisch produzierten Impfstoffe für die Viruserkrankung HPV sowie Aids-Medikamente herstellen – und längst nicht nur klassische, chemisch einfach zusammengesetzte Tabletten.”

Auch der Behauptung, die einträglichen Patente seien als Anreiz für die Entwicklung neuer Medikamente notwendig, widerspricht der Professor an der Columbia University in New York: “Die sicherlich bahnbrechenden mRNA-Impfstoffe sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung. Diese wurde aber von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt vorangetrieben, deren Institute und Aktivitäten wiederum zumeist von Regierungen finanziert wurden. Die einschlägige Forschung beruht hingegen nicht – so wie es das jetzt gern aufgestellte Narrativ vorgibt – auf Forschungsleistungen, die durch die Erträge großer Pharmaunternehmen finanziert wurden. (…) Die großen Pharmafirmen sahen die mRNA-Forschung schlicht nicht als profitabel an.”

Stiglitz betont, dass das vorübergehende Aussetzen des Rechts auf geistiges Eigentum eine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche globale Impfkampagne sei. “Wie immer wieder auch von deutscher Seite betont wird, ist bekanntermaßen niemand vor dem Virus sicher, bis alle sicher sind.” Das Thema steht auf der Tagesordnung des Treffens von Biden und Merkel an diesem Donnerstag.

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