Getrieben / Kommentar von Tobias Goldbrunner zu Benedikt XVI.

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Mainz (ots) –

Was bleibt von Benedikt XVI.? Von diesem so streitbaren emeritierten Papst, der am Silvesterabend von uns gegangen ist. Die Euphorie rund um das erste deutsche Kirchenoberhaupt nach fast fünf Jahrhunderten wich schnell, der gebürtige Bayer hatte keinerlei Interesse an Reformen. Ganz im Gegenteil, er wollte der Kirche einen längst vergangenen Glanz verleihen. Josef Ratzinger war ein beeindruckender Theologe, der viele inspirierte, aber eben kein Kirchenführer. Zu verängstigt, zu engstirnig. Es fehlte ihm an Menschenkenntnis, an Fingerspitzengefühl. Mit seiner “Regensburger Rede” im Jahr 2006 löste er weltweite Unruhen aus, mit der Aufhebung der Exkommunikation der Piusbrüder drei Jahre später verhöhnte er Opfer des Holocausts. Beim Thema Missbrauch kam er letztlich nicht seinen Versprechen nach, auf ewig wird der Verdacht bleiben, dass auch er sich der Vertuschung schuldig gemacht hat. In jedem Fall unternahm er nicht genug. Und so trug auch sein Wirken dazu bei, dass immer mehr Menschen der katholischen Kirche den Rücken kehren. Es ist umso paradoxer, dass ausgerechnet Benedikt XVI. das Papstamt mit seinem Rücktritt 2013 etwas entsakralisierte, es menschlicher machte. Ratzinger erkannte, dass er die Kontrolle über den Vatikan verloren hatte, zunehmend schwächer wurde. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er diesen historischen Mut besaß. Und folgenden Päpsten den Weg ebnete, es ihm gleich zu tun. Bedauerlich war, dass Benedikt XVI. im Ruhestand nicht wie angekündigt schwieg, sondern seinem Nachfolger das Leben mitunter schwer machte. Auf Erden war der Theologe getrieben von seiner Mission, nun hat Josef Ratzinger seinen Frieden gefunden.

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Quelle:Getrieben / Kommentar von Tobias Goldbrunner zu Benedikt XVI.


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