Großer Plan, großes Risiko, ein Kommentar von Carsten Steevens zu Volkswagen

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Frankfurt (ots) – Dank der schnellen Erholung des weltgrößten Automarkts China, eines robusten Premiumauto-Segments und Finanzdienstleistungsgeschäfts hat Volkswagen das Coronajahr ohne große Blessuren hinter sich gelassen. Die Pandemie ist noch nicht ausgestanden. Damit verbundene Risiken, die etwa aus den Engpässen bei Halbleiterkomponenten in der Autoindustrie resultieren, sorgen aktuell für Unsicherheit. Doch aus Anlegersicht hat die Covid-19-Pandemie ihren Schrecken weitgehend verloren, wie der Kursaufschwung der VW-Aktie in den vergangenen Wochen auf den höchsten Stand seit Frühjahr 2015 belegt.

Anstatt der kurzfristigen Liquiditätssicherung wie noch vor Jahresfrist gilt der Fokus in Wolfsburg inzwischen vor allen Dingen wieder dem kostspieligen Umbau vom traditionellen Fahrzeugbauer zum software­getriebenen Mobilitätsanbieter. Das zeigen allein die Ankündigungen in dieser Woche, zur Sicherung des Batteriezellenbedarfs gemeinsam mit Partnern in Europa den Aufbau von sechs Gigafabriken voranzutreiben und die Plattformstrategie über die Fahrzeugproduktion hinaus auch in den Bereichen Vernetzung und Software, Batterie und Laden sowie bei Mobilitätsdiensten anzuwenden. Das Motiv von Europas größtem Fahrzeugbauer: Komplexität im Zwölfmarkenreich reduzieren, Skaleneffekte und Synergien zwischen den Marken realisieren und den Wandel beschleunigen.

Volkswagen will Größe und Markenverbund nutzen, um Kostenvorteile zu erzielen, um – mit staatlicher Unterstützung – die Elektrooffensive zu forcieren und strengere CO2-Grenzwerte zu erreichen. Vor allem aber soll der große technologische Rückstand vor allem bei Software etwa im Vergleich mit Tesla schrumpfen. Der Börsen-Hype um den US-Elektroautobauer, der als Tech-Unternehmen bewertet wird, erhöht den Druck – und das Risiko.

Sosehr etwa Projekte zur Reduzierung von Fix- und Materialkosten plausibel erscheinen, um mit ausreichender Rentabilität den Umbruch aus eigener Kraft stemmen zu können, sosehr erweisen sich Umbruch und Tempo als Stressfaktoren für den Konzern. Mit dem eingeschlagenen Kurs weg vom Verbrennungsmotor, der zur Finanzierung des Wandels noch benötigt wird, zum Elektroantrieb und zum Aufbau der Softwarekompetenz kann VW inzwischen am Kapitalmarkt immer mehr überzeugen, wie zahlreiche Kaufempfehlungen und erhöhte Kursziele zeigen. Glaubwürdigkeit muss der Konzern mit der Umsetzung seiner Pläne aber noch weiter untermauern.

(Börsen-Zeitung, 17.03.2021)

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