Innovation made in Germany / Kommentar zur grünen Bundesanleihe von Kai Johannsen

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Frankfurt (ots) – Der Club der Emittenten grüner Staatsanleihen ist seit gestern um ein Mitglied reicher: Der Bund feierte seinen Einstand, und es war ein gelungenes Green-Bond-Debüt. Mit einer hohen Nachfrage hatte ja jeder gerechnet, wenn der Benchmark-Emittent der Eurozone sein grünes Erstlingswerk bringt. Aber wer gestern dabei sein wollte, musste sich schon sputen. Denn nach nicht einmal 2,5 Stunden wurden die Orderbücher schon wieder geschlossen. Da hatten die Konsortialführer für Green-Bond-Verhältnisse eine Rekordnachfrage von mehr als 33 Mrd. Euro. Analysten schätzen, dass es die kürzeste Orderbuchöffnung für eine grüne Anleihe war.

Bei der Rendite wurde ein klarer Akzent gesetzt. Die grüne Bundesanleihe kam als grüner Zwilling, also als ausstattungsgleicher Bond zu einer herkömmlichen, nicht grünen Anleihe. Es ist bekannt, dass Anleger auf den Faktor “Green” stehen und grüne Assets einen Preisaufschlag gegenüber ihren nicht grünen Pendants aufweisen. Nur musste sich das jetzt eben auch noch beim Bund zeigen. Einen Basispunkt liegt die Rendite der grünen Bund unter der nicht grünen Bundesanleihe. Auch das ist ein Erfolg für den Bund, zeigen die Anleger doch, was es ihnen wert ist, wenn die Gelder grün investiert werden. Ein Basispunkt mag vielleicht als nicht sonderlich viel erscheinen. Doch zunächst einmal ging es darum, diesen Beweis erstmal anzutreten, dass die grüne Bundesanleihe einen höheren Preis und somit eine niedrigere Rendite hat als die konventionelle Anleihe. Hinzu kommt, dass die Anleihe nun ihre Performance im Sekundärmarkt zeigen wird bzw. muss. Da die Nachfrage nach grünen Assets im Markt hoch ist, ist davon auszugehen, dass die Rendite noch weiter unter diejenige der konventionellen Anleihe fällt. Das wird im Zeitablauf zeigen, wie stark die Präferenz für grün im Markt ist.

Der Green-Bond-Markt bekommt noch eine weitere Innovation. Der Bund wird eine grüne Zwillingskurve zur konventionellen Kurve aufbauen, d.h., es gibt quasi zeitgleich grüne und nicht grüne Anleihen. Und damit bekommt der Markt eine exakte Preisinformation darüber, was den Investoren der Faktor “Green” in allen Laufzeiten, von einem Tag (kurz vor Fälligkeit) bis 30 Jahre, wert ist. Der Faktor “Green” lässt sich also an konkreten Zahlen sprich Renditedifferenzen festmachen. Das war bei anderen Emittenten von Green Bonds so nicht der Fall, da ja nicht zeitgleich grün und nicht grün emittiert wird. Für den gesamten Markt von grünen Assets ist das unter Bewertungsaspekten sehr wertvoll. Eine Innovation made in Germany.

(Börsen-Zeitung, 03.09.2020)

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Quelle:Innovation made in Germany / Kommentar zur grünen Bundesanleihe von Kai Johannsen


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