Knapp 800.000 afghanische Kinder kurz vor Wintereinbruch ohne Schutz

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Kabul/Berlin (ots) –

“Der kommende Winter macht mir Sorgen. Wir leben in einem alten Zelt und können uns nicht vor dem Regen schützen”, sagt Narges*, 27, die mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern in der afghanischen Provinz Kandahar lebt. “Ich kann mir nicht genug Essen leisten, um meine Kinder zu ernähren. Ich weiß nicht, wie ich meine Kinder vor der Kälte schützen kann und wie wir überleben werden. Nachts wird meinen Kindern so kalt, aber wir können es uns nicht leisten Holz zu kaufen, um unser Zelt zu heizen.”

Narges* ist eine von rund 1,6 Millionen Menschen in Afghanistan, die nach Angaben der Vereinten Nationen in dürftigen Zelten oder Notunterkünften leben, die häufig nur aus dünnen Plastikplanen bestehen und kaum Schutz vor Regen, Schnee und Minustemperaturen bieten. Dies bedeutet, dass fast 800.000 Kinder dem unbarmherzigen Winterwetter mit Temperaturen bis zu -12 Grad Celsius schutzlos ausgeliefert sind.

Zudem leben knapp 8,6 Millionen Kinder in Haushalten, in denen es nicht genügend Decken gibt und mehr als 3 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu einer adäquaten Heizung. Die Brennstoffkosten sind im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent gestiegen und Familien haben keine andere Wahl als durch das Verbrennen von Plastik und anderen schädlichen Materialien zu heizen, was das Gesundheitsrisiko für Kinder erhöht.

“Kleine Kinder, die in Zelten ohne warme Kleidung, Decken oder Heizung schlafen, sind der Kälte schutzlos ausgeliefert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich eine Unterkühlung oder Lungenentzündung holen oder im schlimmsten Fall, den Tod”, so Thomas Howells, Interims-Landesdirektor von Save the Children in Afghanistan.

Etwa 25 bis 30 Prozent der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren im Land sind auf Infektionen der Atemwege und hauptsächlich auf Lungenentzündungen zurückzuführen.

“Der Winter wird dieses Jahr besonders schwierig”, sagt Mirza*, der mit seiner Frau und sieben Kindern in der nördlichen Provinz Faryab lebt. Sie mussten ihr Zuhause verlassen, nachdem ihr Haus während des Konflikts beschädigt wurde und wohnen nun in einer fremden Stadt zur Miete. “Wir brauchen dringend Lebensmittelvorräte, Winter-Kleidung für die Kinder und ein warmes Zuhause. Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder und ihre Gesundheit – mein Jüngstes ist nicht mal ein Jahr alt. Die Lebensmittelpreise steigen und ich finde kaum Arbeit. Wir versuchen, damit zurechtzukommen, aber es ist sehr schwierig.”

Die fallenden Temperaturen, Preiserhöhungen und der Zusammenbruch der Wirtschaft haben immer mehr Familien in eine kritische Lage gebracht und verschärfen die wachsende Hungersnot im Land. Nach einer Analyse von Save the Children könnten in diesem Winter 14 Millionen Kinder in Afghanistan hungern. Bereits jetzt sind schon fünf Millionen Kinder von der Hungersnot bedroht.

“Angesichts der schlimmsten Hungerkrise, die Afghanistan je erlebt hat, werden Millionen von Kindern in diesem Winter frierend und hungrig ins Bett gehen. Die schockierenden Berichte über verhungerte Kinder sollten uns alle beschämen”, sagt Howells.

Save the Children wird in diesem Winter mehr als 26.000 Familien in neun der am stärksten betroffenen Provinzen unterstützen. Familien, wie die von Narges* und Mirza*, erhalten Winterpakete inklusive Decken und Winterkleidung für Kinder, darunter Mäntel, Socken, Schuhe und Mützen. Die Kinderrechtsorganisation wird den Familien außerdem Geld zur Verfügung stellen, um damit Verpflegung zu kaufen sowie eine Heizung und einen dreimonatigen Vorrat an Brennholz oder einen Gasherd und Brennstoff für den Winter.

“Wir tun alles, was wir können, um Familien mit dem Nötigsten zu versorgen, damit sie den Winter überleben können”, sagt Howells. “Aber es wird dringend mehr Hilfe benötigt, und zwar jetzt, bevor die Temperaturen noch weiter fallen.”

Save the Children leistet schon seit 1976 Hilfseinsätze in Afghanistan. Die internationale Organisation unterstützt Kinder und ihre Familien in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kinderschutz, Ernährung und Existenzsicherung und hat im letzten Jahr mehr als 1,6 Millionen Menschen erreicht.

Unser Spendenkonto:

Save the Children, IBAN: DE92100205000003292912, BIC: BFSWDE33BER

Stichwort: Spendenaufruf für Kinder in Afghanistan

Spenden sind auch über die Website (https://www.savethechildren.de/unterstuetzen/nothilfe/spenden-afghanistan/) möglich.

Hinweise für die Redaktion:

*Namen zum Schutz geändert

Fotos und Erlebnisberichte von Betroffenen finden Sie unter dem folgenden Link: https://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2SCF14JH

Die angegebenen Daten basieren auf einer Umfrage von 8.028 Haushalten die zwischen dem 4. August und dem 13. September von REACH und 11 Partnerorganisationen in 29 Provinzen Afghanistans durchgeführt und von Save the Children ausgewertet wurden. REACH ist eine gemeinsame Initiative der Vereinten Nationen, welche die Entwicklung von Informationstools und Produkten fördert, um die Fähigkeit der Hilfsorganisationen zu verbessern, in Notsituationen, beim Wiederaufbau und bei der Entwicklung faktenbasierte Entscheidungen zu treffen.

Die Analyse basiert auf einer Bevölkerung von 39.835.000 Menschen, die von der Weltbank für das Jahr 2021 ermittelt wurde: https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.TOTL?locations=AF

Über Save the Children: Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Claudia Kepp
Tel.: 0170-7858935
Mail: presse@savethechildren.de

Quelle:Knapp 800.000 afghanische Kinder kurz vor Wintereinbruch ohne Schutz


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