Kommentar: Nord Stream 2 durchziehen

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Düsseldorf (ots) – Die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 war von Anfang an ein höchst umstrittenes Projekt. Viele osteuropäische Staaten fühlten sich ausgebootet, allen voran Polen. Die deutsch-polnischen Beziehungen sind dadurch belastet. Die Abhängigkeit von russischem Gas wird zudem graduell größer, allerdings sollen die aus Russland importierten Gasmengen durch die Pipeline nicht deutlich steigen. Dennoch hatte sich die Bundesregierung vor Jahren für das Projekt entschieden. Jetzt muss sie es auch bis zum Ende durchziehen.
Denn würde sie jetzt wegen des Mordanschlags auf Alexej Nawalny einen Rückzieher machen, würden nicht nur Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro in den Wind geschrieben. Vor allem die Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas würde geschwächt. Denn mit der Energiewende wird vor allem Deutschland vorübergehend noch einmal stärker auf Erdgas angewiesen sein, bevor die erneuerbaren Energien so ausgebaut sind, dass sie Atom- und Kohlestrom ersetzen können. Für die Pipeline spricht zudem, dass sie hilft, die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland zu stabilisieren. Eine Rückkehr zum Kalten Krieg können sich beide Seiten nicht leisten.
Wichtig ist seit der Trump-Ära ein weiteres Argument: Europa sollte sich auch nicht zu abhängig von amerikanischem Flüssiggas machen. US-Präsident Trump versucht mit allen Mitteln, die Ostsee-Pipeline zu torpedieren. Er erreichte mit Sanktionsdrohungen gegenüber den beteiligten Baufirmen bereits einen hoffentlich nur vorübergehenden Baustopp bei Nord Stream 2. Jüngst setzten US-Senatoren die Gemeinde Sassnitz in Mecklenburg-Vorpommern direkt unter Druck. Würde Nord Stream 2 aufgegeben, wirkte das wie ein spätes Einknicken Deutschlands. Das kann nicht im Interesse Berlins sein.

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