Regelungen aus der alten Welt, Kommentar zur Deutschen Post von Martin Dunzendorfer

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Frankfurt (ots) –

“Der Konzern lebt von der Globalisierung.” Diese Aussage von Frank Appel, die der Vorstandsvorsitzende der Gruppe Deutsche Post DHL am Dienstag vor Medienvertretern machte, kann auf zweierlei Weise ausgelegt werden. Und beide stimmen.

Zum einen stehen die vier DHL-Sparten, die grob gesprochen das Auslandsgeschäft darstellen, inzwischen für gut 80 Prozent des Konzernumsatzes und etwa sieben Achtel des operativen Gewinns. Ohne die globalisierte Wirtschaft mit all ihrem Bedarf an Logistik-Dienstleistungen würde es dem Dax-Konzern lange nicht so gut gehen, auch wenn nun Unsicherheit und negative Erwartungen hinsichtlich des Konjunkturverlaufs weltweit die Aktivitäten der Wirtschaftssubjekte bremsen – was sich in den relativ verhaltenen Erwartungen des Post-Managements niederschlägt.

Zum anderen ist das Inlandsgeschäft in Gestalt der Sparte Post & Paket Deutschland das Sorgenkind des Konzerns. Während in der aktualisierten Prognose die Erwartungen an die DHL-Sparten hochgeschraubt wurden, wird im Stammgeschäft nun lediglich mit dem unteren Ende von 1,35 Mrd. Euro der avisierten Ergebnisspanne, die bis 1,65 Mrd. Euro reichte, gerechnet. Die operative Marge liegt zudem unter dem Konzerndurchschnitt.

Zu neuer Blüte wird Post & Paket Deutschland – wenn überhaupt – nur kommen, wenn die Gesetzeslage geändert wird. Die Post, die – wie auch Appel betont – in der Coronazeit hierzulande zuverlässig und schnell Briefe und Pakete zustellte, hat derzeit große Probleme damit. Aus Ärger über arg verspätete Briefe beschwerten sich zuletzt deutlich mehr Bürger bei der Bundesnetzagentur. Die Erklärung für die verspäteten Zustellungen ist relativ simpel: Mancherorts fehlten in den vergangenen Monaten bis zu 30 Prozent an Personal. Appel erklärt dies mit einem hohen Krankenstand, insbesondere an Corona-Infizierten, sowie der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Nun soll die Qualität in Zustellung, Sortierung und Verladung erhöht und restrukturiert werden. Dies erfordert Investitionen in Infrastruktur und Personal. Das wird die Kosten in die Höhe treiben, doch die Anpassung der Preise ist schwierig. Erst drei Jahre nach einer Portoerhöhung dürfen die Entgelte für Briefe wieder steigen. Auch dass die Post verpflichtet ist, mindestens 80 Prozent aller aufgegebenen Briefe am nächsten Werktag zuzustellen, ist – wie Appel richtig argumentiert – angesichts des sinkenden Bedarfs an Briefen im Digitalzeitalter nicht mehr angemessen. Auf aktueller Gesetzesgrundlage ist die Post langfristig zur Quersubventionierung des Inlandsgeschäfts durch die DHL-Sparten gezwungen. Dazu darf es bei einem privatisierten Unternehmen nicht kommen.

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Quelle:Regelungen aus der alten Welt, Kommentar zur Deutschen Post von Martin Dunzendorfer


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