Kommentar: Die Angst vor der entscheidenden Debatte

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Düsseldorf (ots) – Im internationalen Vergleich steht Deutschland in der Corona-Pandemie wirklich gut da: Das Gesundheitssystem kann bislang den Mehraufwand bewältigen, die Versorgung der Bevölkerung läuft reibungslos, die staatlichen Hilfen von Kurzarbeit bis zu Direktzahlungen für die Wirtschaft sind beispiellos. Die Umfragewerte der Bundesregierung sind also zu Recht gestiegen. Dennoch muss auch ein gutes Krisenmanagement hinterfragt werden. Es ist naheliegend und notwendig, in der Krise die dringlichen Probleme zuerst zu bewältigen: Verbreitung des Virus eindämmen, das Gesundheitssystem stützen und Wirtschaftshilfen verteilen. Doch die Regierung steuert in der Corona-Krise zu sehr auf Sicht. Aus Angst vor einer kontroversen Debatte wird die Frage, wann und wie wir das stillgelegte öffentliche Leben wieder ans Laufen bekommen, nicht geführt. Das ist grundfalsch. Es muss eine Strategie geben, wie Schul-, Wirtschafts- und Kulturleben schrittweise in die Normalität zurückfinden. Das Virus und damit Vorsichtsmaßnahmen werden uns ja erhalten bleiben. Das muss aber nicht Verzicht auf der ganzen Linie zur Folge haben. Warum sollen bei einer verlangsamten Ausbreitung Geschäfte mit Einlasskontrollen und Sicherheitsabständen für Personal und Kunden nicht wieder öffnen? Kann der Schul- und Hochschulbetrieb vielleicht im Schichtsystem wieder anlaufen? Sind Kino- und Theater-vorstellungen mit der Hälfte der Platzbelegungen möglich? Solche Modelle müssen diskutiert, organisiert und erprobt werden. Darüber zu schweigen, ist nicht zielführend. Man darf der Debatte nicht aus dem Weg gehen, nur weil sie anstrengend ist. Sie ist in einer Demokratie, in der die Freiheitsrechte eingeschränkt werden mussten, umso dringlicher.

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