Syrien: Kinder brauchen Aussicht auf Frieden und ein Leben ohne Gewalt, Hunger oder Unterernährung

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Berlin (ots) –

Auch nach elf Jahren Konflikt leben Kinder in ganz Syrien immer noch unter katastrophalen Bedingungen in unsicheren, unhygienischen Lagern, sind Beschuss ausgesetzt und leiden unter Hunger, Krankheiten und Unterernährung, so die Kinderrechtsorganisation Save the Children.

“Momentan sind alle Augen auf die Ukraine gerichtet. Aber wir sollten alles daransetzen, dass die Kinder in Syrien nicht vergessen werden”, sagt Sonia Khush, Leiterin der Nothilfeeinsätze von Save the Children in Syrien. “Elf Jahre nach Ausbruch des Konflikts ist Syrien weiterhin kein sicherer Ort für Kinder. Sie erleben Gewalt, Trauer und Verlust, einige wurden gleich mehrmals vertrieben – ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. All dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder. Sie brauchen ein Leben in Frieden.”

Insgesamt sind 6,5 Millionen Kinder (https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/documents/files/hno_2022_final_version_210222.pdf) in ganz Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen; 2,5 Millionen Mädchen und Jungen gehen nicht zur Schule und fast 800.000 sind unterernährt. Im Jahr 2021 dokumentierten Save the Children und die Partnerorganisation Hurras Network 15 Angriffe auf Schulen im Nordwesten Syriens. Im Oktober allein kamen drei Kinder und ein Lehrer bei einem Angriff auf ihrem Weg zur Schule ums Leben.

Neben der Gewalt macht dem Land auch die Wirtschaftskrise zu schaffen. Die COVID-19-Pandemie, die Abwertung wichtiger Währungen und die Verknappung von Grundbedarfsgütern tragen dazu bei, dass Familien in ganz Nordsyrien unter finanziellen Problemen leiden.

Im Durchschnitt sind die Kosten für Grundnahrungsmittel von Dezember 2020 bis Dezember 2021 um 97 Prozent gestiegen. Somit mussten Familien bis zum Jahresende 41 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Rund zwölf Millionen Menschen – insgesamt 55 Prozent der Bevölkerung – sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Die meisten Familien sind vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen, und nach Angaben der Vereinten Nationen ist Kinderarbeit in 22 Prozent der Gemeinden in Syrien weit verbreitet.

Ein Junge, der von Kinderarbeit betroffen ist, ist der 13-jährige Ahmed*. Er lebt in einem Vertriebenenlager im ländlichen Idlib und arbeitet nach der Schule in einem Laden, um seine Geschwister zu ernähren, da sein Vater vor drei Jahren verstorben ist. “Ich bin der Älteste, und weil mir niemand helfen kann, arbeite ich, damit wir leben können.”

Auch der 12-jährige Yousef* hat ein schweres Schicksal. Er musste vor neun Jahren mit seinen Geschwistern aus seiner Heimat fliehen, nachdem Granaten seine Eltern töteten und ihn schwer verletzten. Er fand in Ma’arat Misrin in Idlib, Nordwestsyrien, Zuflucht. “Wir leben seit drei Jahren in dem Haus meines Großvaters. (…) Meine Mutter ist schon seit neun Jahren tot und mein Vater seit drei Jahren. Ich habe Verletzungen an den Beinen, weil uns eine Granate traf, als wir zu Hause saßen. Mein Vater hat mich damals ins Krankenhaus gebracht, aber jetzt gibt es niemanden mehr, der mich hinbringt. Ich möchte spielen und rennen, aber ich kann nicht.”

“Die Gewalt muss beendet werden, um ein sicheres Umfeld für Kinder zu schaffen”, fordert Sonia Khush von Save the Children. “Die internationale Gemeinschaft muss Mittel aufstocken und lebensrettende Hilfsgüter und Leistungen bereitstellen. Menschen, die aus Syrien geflohen sind, müssen nach internationalem Recht geschützt werden. Die Kinder in Syrien verdienen eine Zukunft.”

Save the Children ist seit 2012 in Syrien tätig und erreicht mit seinen Programmen über fünf Millionen Menschen, darunter mehr als drei Millionen Kinder im ganzen Land. Die Mitarbeitenden der Kinderrechtsorganisation leisten lebensrettende Soforthilfe und Wiederaufbaumaßnahmen, um die Grundversorgung wiederherzustellen. Dazu gehören Notfallmaßnahmen, Ernährungs- und Existenzsicherung, Wasserversorgung, Gesundheitsdienste, Kinderschutz und Bildung.

Save the Children Deutschland hat derzeit zwei Projekte in Nordostsyrien. Mit einer Summe von rund elf Millionen Euro unterstützt das Auswärtige Amt Programme zur Verbesserung von Säuglings- und Kleinkindernährung in den Gouvernements Al-Hasakeh und Ar-Raqqa sowie zur Förderung von Hygienemaßnahmen und dem Zugang zu sauberem Wasser. Jugendliche und junge Erwachsene im Gouvernement Ar-Raqqa, die von Konflikt und Vertreibung betroffen sind, werden ebenfalls mit 3,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt, um ihre Lebens- und Einkommensmöglichkeiten zu verbessern und ihre Resilienz zu stärken. Seit 2012 hat Save the Children Deutschland mehr als ein Dutzend Projekte für Menschen in Not in Syrien und den Nachbarländern unterstützt.

*Namen zum Schutz der Kinder geändert.

Zusatzmaterial (inklusive Fotos und Videomaterial) zum Download:

https://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2SS1QK12

Unter © Save the Children ist das Material honorarfrei auch zur Weitergabe an Dritte nutzbar.

Über Save the Children:

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Marie-Sophie Schwarzer
Tel.: +49 (0)30 – 27 59 59 79 – 226
Mail: marie.schwarzer@savethechildren.de

Quelle:Syrien: Kinder brauchen Aussicht auf Frieden und ein Leben ohne Gewalt, Hunger oder Unterernährung


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