Zwei Jahre Corona: Save the Children warnt vor “globaler Kinderkrise”

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Berlin (ots) –

Die seit zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie hat weltweit schwerwiegende Auswirkungen auf Kinder. Darauf weist die Kinderrechtsorganisation Save the Children hin. Sie reichen von zunehmender Gewalt über seelisches Leid bis zu fehlender Bildung und dem Verlust der Eltern. Bewaffnete Konflikte und der Klimawandel verschärfen die Situation. Zu Beginn des dritten Pandemiejahres warnen Save-Experten daher vor einer “globalen Kinderkrise”.

“COVID-19 ist die größte Gesundheits-, Bildungs- und Wirtschaftskrise unserer Zeit und hat Auswirkungen auf jedes Kind auf der ganzen Welt”, sagt Kijala Shako, Direktorin für Advocacy, Kommunikation, Kampagnen und Medien für das östliche und südliche Afrika bei Save the Children. “Anfangs wurden die Auswirkungen auf Kinder heruntergespielt, weil sie meist nur leicht erkranken. Doch nach zwei Jahren sind die physischen, psychischen und sozialen Folgen der Pandemie für eine ganze Generation deutlich sichtbar.” Besonders schwierig sei die Lage in Ländern mit niedrigen Einkommen und in fragilen Staaten. “Die Weltgemeinschaft muss reagieren und Kinder wirksam schützen.”

Anstieg häuslicher Gewalt

Eine Umfrage von Save the Children (https://resourcecentre.savethechildren.net/pdf/vr59-01_protect_a_generation_report_en_0.pdf/) unter 25.000 Menschen in 37 Ländern im Jahr 2020 zeigt: Schulschließungen führen unter anderem dazu, dass Kinder mehr Gewalt erfahren. Jede fünfte Betreuungsperson berichtete demnach von einer Zunahme negativer oder gewalttätiger Erziehungsmethoden. Jüngste Zahlen aus Südafrika belegen, dass in den letzten drei Monaten des Jahres 2021 mehr als 350 Kinder getötet wurden und die Zahl der Mordversuche um 30 Prozent stieg. Die meisten Gewalttaten wurden zu Hause verübt.

Psychische Leiden

Angst vor der Erkrankung, Lockdowns, Schulschließungen, fehlende soziale Kontakte und Freizeitmöglichkeiten: Die Pandemie hat den Alltag von Kindern auf den Kopf gestellt. Viele sorgen sich, sind einsam, haben Ängste oder Depressionen. In Indien richtete Save the Children daher ein kostenloses Beratungstelefon ein. Als die Inzidenzen im Land zwischen März und April 2021 sprunghaft anstiegen, registrierte die Hotline besorgniserregende 7000 Prozent mehr Anrufe.

Regierungen weltweit scheinen dennoch nicht angemessen zu reagieren: So ergab eine Analyse der COVID-19-Finanzierung (https://unitedgmh.org/sites/default/files/2020-10/Brief%20COVID19%20Related%20Funding%20For%20MHPSS%20OCTOBER.pdf), dass Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit nur 0,54 Prozent der 2,98 Milliarden US-Dollar ausmachten, die für den Global Humanitarian Response Plan (den globalen Aufruf der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von COVID-19) im Oktober 2020 bereitgestellt wurden.

Gefahren im Internet

Kontaktbeschränkungen, Onlineunterricht, kaum Spiel- und Freizeitmöglichkeiten: Kinder und Jugendliche haben in der Pandemie deutlich mehr Zeit vor dem Computer verbracht. Das erhöht auch ihr Risiko, Opfer von Onlinemissbrauch, Belästigung, Mobbing oder Betrügereien zu werden. So ergab eine Studie von Save the Children Dänemark (https://redbarnet.dk/nyheder/ny-undersoegelse-hver-anden-ung-har-oplevet-digitale-kraenkelser/), dass 42 Prozent der Kinder im vergangenen Jahr Onlinegewalt erlebt haben. Delete-It, der Beratungsdienst von Save the Children Dänemark, verzeichnete von 2019 bis 2021 einen Anstieg der Anfragen um 179 Prozent.

Fehlende Bildung durch Schulschließungen

Die COVID-19-Pandemie hat die größte Bildungskrise der Geschichte ausgelöst: Weltweit konnte eine ganze Generation monatelang nicht die Schule besuchen – auf dem Höhepunkt der Krise mehr als 1,6 Milliarden Kinder. Noch heute sind 43,5 Millionen Schülerinnen und Schüler (https://en.unesco.org/covid19/educationresponse) in sechs Ländern von Schließungen betroffen.

Das hat Ungleichheiten verschärft und besonders Kinder getroffen, die weder Computer noch Internet haben. So auch im Libanon, wo die Schulen wegen Corona 49 Wochen lang geschlossen blieben. Für viele Schüler dort ist Onlinelernen unerreichbar; seit Oktober 2019 erlebt das Land eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen weltweit. Eine Umfrage von Save the Children ergab 2020, dass 69 Prozent der Kinder Schwierigkeiten beim Zugang zu Fernunterricht hatten – jedes dritte, weil dies zu teuer sei. In einer Folgeumfrage 2021 (https://resourcecentre.savethechildren.net/pdf/Rights-Curtailed_Impact-of-COVID-19-and-the-Economic-Crisis-on-Child-Rights-in-Lebanon-November-2021-1.pdf/) gaben alle Kinder an, die Pandemie beeinträchtige weiter ihr Recht auf Bildung.

Anstieg der Armut

Seit Ausbruch der Pandemie sind geschätzte 100 Millionen Kinder zusätzlich in die Armut getrieben worden – ein Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zur Zeit vor COVID-19, so die von UNICEF und Save the Children analysierten Daten (https://www.unicef.org/media/112891/file/UNICEF%2075%20report.pdf). Die Zahl der weltweit in Armut lebenden Kinder erhöht sich damit auf 1,1 Milliarden.

Verlust der Eltern

Eine im Februar in der Fachzeitschrift “The Lancet” veröffentlichte Modellstudie (https://ots.de/lgbyuH) schätzt, dass rund 5,2 Millionen Kinder in den ersten 20 Monaten der Pandemie mindestens eine Bezugsperson durch COVID-19 verloren haben. “Viele dieser Kinder landen im Waisenhaus, obwohl sie vielleicht noch Angehörige haben, die sich um sie kümmern könnten”, sagt Rebecca Smith, Leiterin der Kinderschutzprogramme bei Save the Children. “Doch das sollte immer der letzte Ausweg sein.” Save the Children bildet Sozialarbeiter aus, führt getrennte Kinder mit Angehörigen zusammen und stärkt Familien durch Beratung und Bargeldhilfen.

Indien: Mädchen stärker betroffen

Untersuchungen von Save the Children zeigen auch: In manchen Ländern sind Mädchen stärker von der Pandemie betroffen als Jungen. So ergab die Anfang März veröffentlichte Save-Studie “World of India’s Girls” (WINGS 2022), (https://www.savethechildren.in/pdfs/WINGS-REPORT_single-page-format.pdf) dass nur ein Drittel (33 Prozent) der Mädchen in Indien am Onlineunterricht teilnahmen – gegenüber 39 Prozent der Jungen. 68 Prozent hatten Schwierigkeiten, Zugang zu Gesundheitsleistungen zu erhalten, 80 Prozent konnten über zwei Monate keine Hygieneartikel kaufen. Rund die Hälfte der befragten Mütter war außerdem der Ansicht, die Pandemie habe dazu geführt, dass Mädchen früher heiraten.

Multimedia-Grafiken finden Sie hier: https://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2SSP5NSU (https://eur05.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.contenthubsavethechildren.org%2FPackage%2F2O4C2SSP5NSU&data=04%7C01%7Csilke.zorn%40savethechildren.de%7C2b361fe9fc2e4caf33cf08d9fdf81fb0%7C7e675e17e6ed49b38fb77005366df847%7C0%7C0%7C637820065123424951%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&sdata=bNo9NqeOMewY%2F3c%2BVwlNJaytDLR44l%2BSEgL5eHRs3To%3D&reserved=0)

Unter Angabe von © Save the Children ist das Material honorarfrei auch zur Weitergabe an Dritte nutzbar.

Über Save the Children:

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Silke Zorn
Tel.: +49 (0)30 – 27 59 59 79 – 232
Mail:silke.zorn@savethechildren.de

Quelle:Zwei Jahre Corona: Save the Children warnt vor “globaler Kinderkrise”


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